
Notschlepper helfen bei Schiffsunfällen
Nach dem Unfall des Stückgutfrachters Pallas im Herbst 1998 entwickelte die deutsche Regierung eine nationale Notschlepppolitik. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Schlepper Schiffe, die in Unfälle verwickelt sind, so schnell wie möglich erreichen können, indem sie strategisch entlang der deutschen Nord- und Ostseeküste positioniert werden. Diese Notschlepppolitik, die 2001 in Kraft trat, basiert sowohl auf Schleppern im Besitz der Bundesregierung als auch auf privat betriebenen Schleppern, die von der Regierung gechartert werden.
Um sicherzustellen, dass die deutsche Küste im Falle von Seeunfällen bestmöglich geschützt ist, schlossen sich unsere beiden Schlepperreedereien BUGSIER und FAIRPLAY TOWAGE im Jahr 2001 zur Arbeitsgemeinschaft Küstenschutz zusammen. Aus Sicherheitsgründen fordert die deutsche Regierung, dass bei Nichtverfügbarkeit eines Notschleppers (z. B. wegen Wartung) schnellstmöglich ein gleichwertiger Ersatz bereitgestellt werden muss. Für diese Anforderung war eine Kooperation zwischen den Flotten unerlässlich. Gemeinsam gewannen wir die Ausschreibung der Bundesregierung für private Anbieter zur Bereitstellung von Notschleppern und Boarding-Teams für die Nord- und Ostsee. Seitdem haben wir unsere Schlepper an die deutsche Regierung verchartert.
Nach der Übernahme der BUGSIER-Reederei durch FAIRPLAY werden seit November 2017 alle zuvor von der Arbeitsgemeinschaft Küstenschutz betriebenen Schlepper unter dem Dach der FAIRPLAY TOWAGE GROUP betrieben. Gemeinsam beschäftigen wir über 750 Mitarbeiter. Als verbundenes Unternehmensnetzwerk mit Beteiligungen verfügen wir insgesamt über rund 100 Schlepper – darunter 10 speziell ausgestattete Feuerlöschschlepper mit einer Leistung von 2.000 bis über 20.000 PS und Pfahlzügen zwischen 25 und 200 Tonnen. Neben der Flotte von Hochseeschleppern betreiben wir auch Spezialschiffe wie Ölbekämpfungsschiffe.
Das Wichtigste neben leistungsstarken Schleppern sind erfahrene Besatzungen, insbesondere bei Notschleppoperationen. Unsere Crews bestehen daher neben technisch qualifizierten Mannschaften auch aus Hafenarbeitern, Bergungstauchern, Bergungsinspektoren sowie Öl- und Feuerwehrleuten. Das technische Know-how unserer Mitarbeiter ist dadurch sehr breit gefächert.
Aktuell stellt der Firmenzweig Coast Protection dem Bund in der Nordsee den Notschlepper „NORDIC“ (201 Tonnen Pfahlzug, Station: Deutsche Bucht) und in der Ostsee den Notschlepper „BALTIC“ (127 Tonnen Pfahlzug, Station: Region Warnemünde), die „FAIRPLAY-35“ (104 Tonnen Pfahlzug, Station: Revier Elbe) sowie die Ölwehrschiffe „KIEL“ (mit Standort Kiel), VILM (mit Standort Rostock), KNECHTSAND (mit Standort Cuxhaven), WESTENSEE (mit Standort Bremerhaven) und MPOSS (mit Standort Hamburg).

Die Nordic
Stationiert in der Nordsee
Dieser Spezialschlepper wurde 2009 in der ehemaligen Peene-Werft in Wolgast gebaut. Er wurde zunächst für einen Zeitraum von 10 Jahren an das deutsche Bundesverkehrsministerium für Notschlepparbeiten vor der deutschen Nordseeküste verchartert. Die Notschleppkapazitäten der Bundesregierung wurden dadurch entscheidend gestärkt. Mit über 200 Tonnen Pfahlzug und einer Geschwindigkeit von mehr als 19,5 Knoten gehört die Nordic zur Spitzenklasse dieser Spezialschiffe. Sie ist der weltweit erste Notschlepper, der für den Einsatz in gefährlichen Atmosphären zugelassen ist und unabhängig von Außenluft arbeitet.
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Dies ermöglicht auch die Hilfe für beschädigte Schiffe, bei denen giftige oder explosive Substanzen austreten. Zur 16-köpfigen Besatzung gehört ein vierköpfiges Boarding-Team. Zusätzlich können bis zu 10 Schiffsmechaniker-Auszubildende mit einem Ausbildungsbeauftragten an Bord genommen werden. Der Heimathafen der Nordic ist Cuxhaven. Alle drei Wochen wechseln sich dort die beiden Stammcrews ab und nehmen Proviant, Treibstoff und weiteres Material für die nächsten drei Wochen Einsatzbereitschaft auf See an Bord.

Die Baltic
Notschlepper für die Ostsee
Die Baltic wurde auf der spanischen Werft Astilleros Armon in Vigo gebaut und 2010 für eine anfängliche Laufzeit von 10 Jahren an die deutsche Regierung verchartert. Mit weit über 120 Tonnen Pfahlzug und einer Geschwindigkeit von mehr als 16,5 Knoten ist sie der stärkste Notschlepper, der in der deutschen Ostsee stationiert ist.
Die achtköpfige Besatzung besteht aus einem Kapitän, einem nautischen Offizier, zwei technischen Offizieren, zwei Schiffsmechanikern und zwei Matrosen. Der Heimathafen der Baltic ist Warnemünde. Die Besatzung wechselt alle 14 Tage. Proviant und Treibstoff werden je nach Bedarf an Bord genommen.

Fairplay-35
Einsatzbereit für den Küstenschutz
Die FAIRPLAY-35 ist ein leistungsstarker Notschlepper, der, im Auftrag des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, in Bützfleth (Stade) an der Elbe stationiert ist. Rund um die Uhr einsatzbereit, sichert sie das stark befahrene Revier der Elbe und steht für Notfälle jederzeit bereit. Mit ihrer hohen Zugkraft von 104 t und modernster Technik ist sie eine unverzichtbare Unterstützung für die Schifffahrt und den maritimen Küstenschutz.

VILM
Ölbekämpfungsschiff
Das Ölbekämpfungsschiff VILM ist ausgelegt für:
- Einsätze in Küstengewässern
- Windstärken bis zu 6 Bft
- Wellenhöhen von maximal 1,5 m
- Arbeiten in gefährlichen, explosionsgefährdeten Atmosphären

MPOSS
Mehrzweckschiff
Das Mehrzweckschiff MPOSS (Multi Purpose Oil Skimmer System) wurde speziell für die Bekämpfung von Ölverschmutzungen in flachen Gewässern wie Häfen, Flüssen, Mündungen und Schlickwatt entwickelt. Dank seines extrem geringen Tiefgangs und der beiden speziellen Schottel-Antriebe verfügt das Schiff über eine hohe Manövrierfähigkeit, sodass es auch in engen Hafenbecken oder an flachen Ufern für Reinigungsarbeiten eingesetzt werden kann.
Das Schiff ist in einer U-förmigen Rumpfkonstruktion gebaut und verfügt über ein spezielles Ölaufnahmesystem im Vorschiff sowie ein hebbares Barrierengitter.
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Aus dem Skimmersumpf wird die Öl-Wasser-Mischung in ein integriertes Schwerkraft-Trennsystem gepumpt, das aus hintereinander geschalteten Tanks an der Steuer- und Backbordseite besteht. Diese neuartige Kombination aus hebbarem Barrierengitter, Skimmer- und Trennsystem ermöglicht dem Schiff, nicht nur Öle mit unterschiedlicher Viskosität und variierender Ölschichtdicke zu verarbeiten, sondern auch Teerklumpen, Schaumflocken, Treibgut und Ähnliches zu entfernen.
Seit die T & S Transport & Service das Schiff MPOSS im Jahr 1986 in Betrieb nahm, hat es erfolgreich über 30 Ölunfälle auf deutschen Flüssen und entlang der deutschen Küsten bekämpft.
Die achtköpfige Besatzung besteht aus einem Kapitän, einem nautischen Offizier, zwei technischen Offizieren, zwei Schiffsmechanikern und zwei Matrosen. Der Heimathafen der Baltic ist Warnemünde. Die Besatzung wechselt alle 14 Tage. Proviant und Treibstoff werden je nach Bedarf an Bord genommen.

Westensee
Catamaran
Der Ölskimmer-Katamaran zeichnet sich durch sein relativ einfaches und robustes Design aus. Das Schiff wird von einem Schlepper geschoben, da es keinen eigenen Antrieb besitzt. Bei der Bekämpfung von Ölverschmutzungen kann das Schiff durch die Aufnahme von Ballastwasser auf die ideale Skimmtiefe gebracht werden. Zwischen den beiden Rümpfen des Katamarans ist eine verstellbare schräge Rampe angebracht (nach dem Prinzip eines mobilen Öldamms). Der Öl-Wasser-Teppich fließt über die Rampe in die Auffangmulde und anschließend in das Ölabscheidungs- und Sammelsystem.
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Die Zuflussrate wird durch den Neigungswinkel der verstellbaren Rampe und die Geschwindigkeit des Schubschleppers gesteuert. Die große Menge an aufnehmbarer Öl-Wasser-Mischung und der Einsatz in Offshore-Gebieten bei bis zu 2,5 Meter hohen Wellen machen dieses Schiff besonders geeignet für die Bekämpfung von Ölverschmutzungen auf offener See.

Knechtsand
Spezial-Mehrzweckschiff
Das Spezial-Mehrzweckschiff KNECHTSAND wurde 1994 als Weiterentwicklung des MPOSS in Betrieb genommen und gilt als herausragende Einheit der deutschen Flotte.
Das verbesserte Design zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen ermöglicht es der KNECHTSAND auch, für chemische Reinigungsarbeiten eingesetzt zu werden. Für diese speziellen Aufgaben wurde folgende Ausrüstung installiert:
- Eine Luftschutz- und Luftfilteranlage
- Ein Gasdetektions- und Gaswarnsystem
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Darüber hinaus ist das Schiff ausgestattet mit:
- einem separaten Hochleistungstank aus Stahl mit einem Volumen von 65 m³
- einem 20″ (TEU) Containerstellplatz auf dem Deck
- einem Schiffskran mit verschiedenen Greifwerkzeugen, die für das Aufnehmen von festen Chemikalien, z. B. in Fässern oder auf Paletten, von der Wasseroberfläche ausgelegt sind.
Die Aufbauten sind als „Zitadelle“ konzipiert, um in chemisch kontaminierten und gefährlichen Atmosphären sicher zu verbleiben und zu arbeiten. Sie sind explosionsgeschützt.
Die erfolgreichen und bewährten MPOSS-Systeme, darunter der Skimmer, die Schwerkraft-Trenntanks und das hebbare Barrierengitter, wurden übernommen.

Kiel
Feuerlösch- und Ölskimmerschiff
Das Schiff wurde gemäß den Bauvorschriften des Germanischen Lloyd für Ölaufnahmeschiffe gebaut und ist für den Transport von Stoffen mit einem Flammpunkt unter 60 °C geeignet. Dies bedeutet auch, dass die Vorschriften für Tankschiffe weitgehend berücksichtigt wurden.

Öl- und Schadstoffbekämpfung
Als Betreiber von Ölbekämpfungsschiffen bietet FAIRPLAY TOWAGE Sicherheit für die deutsche Küste, indem wir sie vor Gefahren durch Ölverschmutzungen schützen. Seit über 20 Jahren betreiben wir im Auftrag der deutschen Bundesregierung und der Küstenbundesländer die Ölbekämpfungsschiffe MPOSS, KNECHTSAND und WESTENSEE. Unsere Ölbekämpfungsschiffe KIEL und VILM decken die deutsche Ostseeküste ab.
Wir arbeiten außerdem mit dem Havariekommando, der zentralen deutschen Stelle für maritime Notfälle, zusammen, um im Falle von Ölverschmutzungen Unterstützung durch Schlepper bereitzustellen. Regelmäßige gemeinsame Übungen mit den Schleppern unserer Flotte, sowohl im Hafen als auch auf See, gewährleisten höchstes technisches Know-how und ein perfekt eingespieltes Team von Experten.